Das Leben ist (k)ein Brautstrauss by Wuensche Ella

Das Leben ist (k)ein Brautstrauss by Wuensche Ella

Autor:Wuensche, Ella [Wuensche, Ella - Das Leben ist (k)ein Brautstrauss]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-20T05:00:00+00:00


10.

Am nächsten Morgen entdecke ich eine SMS von Leo. Der Text ist kurz: »Du bist ein Traum!«

Oh, Mann! Der Typ weiß, wie er eine Frau schwachmachen kann. Ich bin ein Traum, ha, ich bin ein Traum! So schwebe ich durch die nächsten vier Tage.

Dann ist Samstag, Roma-Hochzeit, und ich werde Leo wiedersehen.

Omer schickt mir eine Textnachricht, dass ich um vierzehn Uhr anfangen soll, da es viel vorzubereiten gibt. Als ich im Saal ankomme, herrscht helle Aufregung. Ich höre Omer laut fluchen, als ich eintrete.

»Was hab ich mir dabei gedacht, das mache ich nie wieder!«, ruft er.

»Was hat der Chef?«, frage ich Hatice, die auch nicht sonderlich gut drauf ist.

»Na ja, er hat gemerkt, dass er nicht viel verdienen wird an dieser Hochzeit.«

»Oh«, sage ich. »Hat er nicht alles vorher besprochen?«

»Tja, scheinbar nicht im Detail.«

Im Saal sind bereits einige der Gastgeber vor Ort. Ich habe mich schon gewundert, wem die ganzen Mercedes und BMW gehören, die auf dem Parkplatz stehen. Eine Frau kommt auf Hatice und mich zu. Sie muss in ihrer Jugend sehr schön gewesen sein.

»Guten Tag, ich bin Frau Fritz.«

»Guten Tag!«, entgegnen wir im Chor. »Und Sie sind ...?«, frage ich.

»Die Bräutigammutter.«

Habe ich mich gerade verhört? So alt hätte ich sie auch nicht geschätzt. Vielleicht auf Anfang vierzig.

Sie sieht wohl das Fragezeichen in meinem Gesicht, denn sie erwidert: »Wir heiraten eben jung. Ich habe meinen Sohn mit 16 bekommen und jetzt ist er 17.«

Die Frau ist so alt wie ich!

»Die Feier wird etwas lebendiger sein, als Sie es gewohnt sind«, fährt sie fort. »Und deshalb entschuldige ich mich im Voraus für jede Unannehmlichkeit.«

Warum entschuldigt sich jemand im Vorfeld bei einer Hochzeit? Mir schwant nichts Gutes. Hatice und ich nicken und gehen weiter. Ich sehe meine Kollegin an.

»Die Frau ist so alt wie ich und hat ein siebzehnjähriges Kind!«

Ich habe kaum Zeit, diese Information zu verarbeiten, als weitere Angehörige oder Helfer mit Käseplatten in den Saal kommen. Vierzig Stück. Der Aufschnitt stammt aus dem Delikatessenladen. Scheinbar sind die Platten nagelneu, denn daran hängen noch die Preisschilder. Unsere Aufgabe ist es jetzt, diese abzumachen.

Es ist ein sonderbarer Kontrast: die edlen Käse- und Wurstsorten, die auf den glänzenden silbernen Platten angeordnet sind, und Omers schlichter Saal. Und die stinknormalen Hochzeiten, die hier sonst gefeiert werden.

Doch heute ist nichts stinknormal ...

Omer kommt zu uns.

»Da müssen wir jetzt durch, aber nix gefallen lassen, ja?«, sagt er.

Wir nicken. Hatice ist heute nicht sehr gesprächig. Selbst Johan hat scheinbar keine Lust, die Küche zu verlassen, nur Fatma ist wie immer bestens gelaunt.

»Sen ise nasıl bakarsan, is de sana öyle bakar!«, ruft sie vergnügt, während sie das Geschirr sortiert. »Wie man Arbeit ansieht, so sieht Arbeit einen auch an.«

Ich habe keine Ahnung, was sie damit meint, mache mich aber sogleich ans Werk. Heute hat Omer neben den Aushilfen von der letzten Hochzeit noch zwei weitere Cousinen und seine Frau zum Helfen mitgebracht. In der Küche ist Großkampf angesagt. Ich habe gedacht, dass das Essen bereits bei der bosnischen Hochzeit sehr reichlich gewesen sei, doch heute werde ich eines besseren belehrt.



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